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Infos zum Regisseur:
Johann Schwarzer (* 30. August 1880 in Jauernig / Österreichisch Schlesien; † 10. Oktober 1914 im Ersten Weltkrieg) war ein österreichischer Fotograf, Filmregisseur und -produzent sowie Gründer der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaft Saturn-Film.
Für dieses 1906 gegründete Ein-Mann-Unternehmen stellte er bis zur Zwangsauflösung 1910 52 erotische Kurzfilme her.
Schwarzer übersiedelte nach Wien, wo er den Beruf eines Fotografen und Chemikers erlernte. 1906 eröffnete er ein Fotoatelier, wo er neben gewöhnlichen Porträt- und Familienfotografien auch Aktfotos machte.
Da sich Filmaufnahmen von spärlich bekleideten Damen nach wie vor großer Nachfrage erfreuten, entschloss er sich noch im selben Jahr neben seiner Fotografentätigkeit auch „Herrenabend-Films“, so eine der gängigen Bezeichnungen für erotische Kurzfilme damals, herzustellen.
Für diesen Zweck erfand er die Marke „Saturn-Film“, die ausschließlich erotische Filmer herstellte. Erstmals an die Öffentlichkeit wandte er sich mit einer großflächigen, eine Seite breiten, Anzeige in einer Filmzeitschrift vom 3. November 1906.
Seine Kataloge zur Filmauswahl versandte er auch ins Ausland und trugen den Titel „Saturn-Atelier pour films piquants“. Rasch erfreuten sich die „pikanten Herrenabendfilme“ internationaler Beliebtheit, worauf auch Funde in weltweit verstreuten Filmarchiven und -sammlungen hindeuten.
Die Formulierung im Katalog „Wir machen an dieser Stelle aufmerksam, daß unsere Films rein künstlerischer Tendenz sind und wir auf das peinlichste vermeiden, der Schönheit durch Geschmacklosigkeit Abbruch zu tun“ sollte vor der staatlichen Zensur schützen.
Die Filme waren schwarz-weiß, gelb oder braun viragiert, stumm, teilweise mit Zwischentitel und im Format 16 oder 35 mm. Das Filmmaterial war der damals übliche Zelluloidfilm aus Nitrozellulose, dessen wesentliche Eigenschaften leichte Entflamm- und Zersetzbarkeit sind. Dennoch sind die einigen wiedergefundenen Produktionen von der Länge her großteils erhalten und werden vom Filmarchiv Austria aufbewahrt.
Zu jedem der 20 im Katalog angebotenen Filme gab es eine genaue Beschreibung und ein Foto – so hatte es sich Schwarzer von den großen französischen Produktionsgesellschaften wie den Pathé Frères abgeschaut. Verrechnet wurde nach Filmlänge. Der 110 Meter lange Streifen „Eine moderne Ehe“ (1906) kostete beispielsweise 198 Kronen.
Andere Filme im Katalog trugen Titel wie „Am Sklavenmarkt“, „Das Sandbad“ und „Weibliche Ringkämpfer“. Spätere Kataloge sind nicht bekannt. Möglicherweise war nach Umlauf des ersten Katalogs die Nachfrage auch ohne weiteren Katalog groß genug. Zeitungsannoncen taten das übrige.
Das Geschäftstreiben endete 1911 durch polizeiliche Beschlagnahmung der Filmmaterialien. Zu dieser Zeit war Österreich bezüglich nackter Haut noch sehr restriktiv.
Von der Freizügigkeit der Aufnahmen her waren seine Filme zwischen jener „leichten Kost“ der großen Filmgesellschaften, allen voran der Pathé Frères, wo die Darstellerinnen zumeist noch leicht bekleidet waren, und jenen bis ins pornografische gehenden Aufnahmen von kleineren Unternehmen oder Einzelpersonen, die häufig anonym kursierten und weiterverkauft wurden, einzuordnen.
Johann Schwarzer starb am 10. Oktober 1914 in einer der ersten Schlachten des Ersten Weltkrieges als Reserveleutnant.
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