Kurzüberblick |
GB 1926
Regie: Alfred Hitchchock
Darsteller: Marie Ault, Arthur Chesney, Ivor Novello uam.
Kamera: Karl Freund, Walter Ruttmann
Dauer: ca. 85 min.
The Lodger - a Story of the London Fog
deutscher Verleihtitel: Der Mieter
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Inhalt |
Der Film basiert auf dem Roman über den Londoner Frauenmörder "Jack the ripper" von Marie Belloc Lowndes.
Ein psychopathischer Frauenmörder versetzt London in Angst und Schrecken: Jeden Dienstag sucht er sich ein blondhaariges Opfer, und jedesmal findet die Polizei bei der Leiche einen kleinen Zettel, auf dem der Mörder seine Tat mit "The Avenger" ("Der Rächer") signiert.
Die Londoner Polizei findet bereits die siebte blonde Frau, die dem „Rächer“ zum Opfer gefallen ist.:
Zur selben Zeit zieht ein mysteriöser Mann als Untermieter bei einer Familie ein. Er zeigt ein besonderes Interesse an Daisy, der jungen blondhaarigen Tochter seiner Vermieter. Ein weiterer Mord passiert, ganz in der Nähe des Hauses; die Jagd auf den Mörder beginnt...
The Lodger war Hitchcocks erster Thriller und der Film, den er selbst später als „ersten echten Hitchcockfilm“ bezeichnen sollte.
Bis zuletzt bleibt der Zuschauer im unklaren darüber, wer der Mörder ist. Alle Indizien deuten eigentlich auf den Mieter, der erst am Ende entlastet wird.

Hitchcock wollte ursprünglich ein offenes Ende, das die Schuld oder Unschuld des Mieters im Dunkeln lässt. Allerdings wollte die Produktionsgesellschaft nicht zulassen, dass ihr Star Ivor Novello eventuell als Mörder in Betracht kam. So musste das Drehbuch angepasst werden.
Der Film wurde von Presse und Publikum enthusiastisch aufgenommen. Die Zeitschrift Bioscope schrieb im September 1926 nach einer Pressevorführung: „Es ist gut möglich, dass dies der beste britische Film ist, der je entstand.“
In "The Lodger" deuten sich bereits viele in Hitchcocks späterem Werk wiederkehrende Motive und Charaktere an. Allen voran steht das Grundmotiv des unschuldig Verfolgten, das er im Laufe der Jahrzehnte bis hin zu Frenzy (1972) immer wieder variiert.
Hinzu kommen die dominante Mutterrolle und der fehlbare, da aus persönlichen Motiven handelnde Polizist.
Typische Hitchcock’sche Elemente und Symbole tauchen hier in zentraler Bedeutung auf: Die Handschellen, mit denen der Polizist erst das Mädchen (aus Spaß) und dann den (vermeintlichen) Mörder fesselt; die Treppe in der Wohnung, die symbolisch die beiden Ebenen des Films, die bodenständige, reale Ebene der Familie und die unbekannte, mysteriöse Ebene des Mieters, verbindet; Kreuze, als Kruzifixe oder als Schattenspiel auf dem Gesicht des Mieters, als christliches Symbol von Schuld und Sühne.
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Musikfassung |
Musikfassung für Klavier und Zuspielungen von Wilfried Kaets.
Die Musik orientiert sich strukturell an den filmmusikdramaturgischen Zugängen der Stummfilmzeit, verwendet auch zum Teil Themen aus Kinotheken der zwanziger Jahre, ist aber in weitesten Teilen eine Neukomposition. Dadurch gelingt eine spannende Balance "alter Bilder" und "neuer Töne", die aber nicht einfach kontrapunktisch neben oder gegen den Film laufen, sondern eine dramaturgisch stimmige Verzahnung erzeugen. |