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Musik

Die Musik für Orgel, Marimbaphon und Schlagwerk (alternativ: Klavier, Marimbaphon und Schlagwerk) ist als Kompositionsauftrag des Festivals "Stummfilm-Live - 100 Jahre Kino" 1995 in Leipzig entstanden in Reminiszenz an die große Tradition der Stummfilmmusiken der zwanziger Jahre in Deutschland.
Sie stellt eine zeittypische Kombination von Filmmusiktechniken im Kino der Stummfilmära dar mit Kompilation (als der Verwendung bereits existenter als passend befundener bzw. passend bearbeiteter Werke) und Komposition (also dem Neuentwurf von Musik für den speziellen Bedarf).

Zentrale Themen bilden dabei gemäß der in der spätbürgerlichen Kunstanschauung verwurzelten Anlage des Films Kompositionen von P. Tschaikowsky und M. Mussorgsky.
Die Neukompositionen allerdings spüren dem Geist der zeitgenössischen Stummfilmmusik anfangs unseres Jahrhunderts nach.

Die Musik wird so klingen, wie es 1921 in einem Kino hätte sein können - sie soll die Qualitäten des Films eigengesetzlich, eng an der Vorlage ausgerichtet musikalisch zum Leben bringen, dem stummen Spiel akustisches Leben einhauchen.

Wie zur Stummfilmzeit ist die Musik gespickt mit thematischen Verweisen (also z.B. dem musikalischen Kompositionszitat "Vöglein" von Edvard Grieg, als ein zwitschernder Vogel im Bild zu sehen ist), die zu einem gutem Teil der berühmtesten Sammlung für Kinopianisten und -organisten, den "Motion picture moods for pianists and organists" aus dem Jahre 1924, entstammen. Da vermutlich ein großer Teil der musikalischen Zitate für die Kinobesucher des Jahres 2000 nicht mehr ohne weiteres dekodierbar sind (und damit natürlich einen wesentlichen Teil ihrer Wirkung verlieren), habe ich mich entschlossen, an einigen ausgesuchten Stellen aktuellere musikalische Verweise zu platzieren, die auch heute noch - neben ihren originären Parametern Rhythmus, Melodie, Tempo, Klangfarbe und Lautstärke, durch die sie an sich schon funktional/emotional passend wirken - den besonderen Witz erst gerade durch die eigene assoziative Verknüpfung des Kinobesuchers erhalten: auch dies ganz im Sinne der filmmusikhistorischen Technik des "Filmfunning". 
Das Programm lief bislang höchst erfolgreich insgesamt 29 mal in Kirchen in ganz Deutschland sowie in Kinos, Filmmuseen etc. im In- und Ausland, weitere Veranstaltungen sind projektiert.